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#Produkttrends

Eine Perle für Peking

Goldglänzender Monolith aus Metallgewebe

Seit seiner Öffnung gegenüber der westlichen Welt zieht das bevölkerungsreichste Land der Erde nicht nur westliche Industriefirmen an, sondern verändert auch das Gesicht vieler seiner Großstädte. Zunehmend entstehen hier Bauwerke internationaler Architekten und manifestieren den Eintritt in eine neue Epoche. So investierte die chinesische Regierung in den letzten Jahren mehrere Milliarden Euro in spektakuläre Großprojekte wie die Stadien der Olympischen Spiele 2008 oder den Sitz des staatlichen Fernsehens CCTV. Vorläufiger Höhepunkt ist das Chinese National Grand Theater in Beijing, künftiger Schauplatz von Opern, Theater und Konzerten internationalen Ranges.

Anfang 1999 schrieben die chinesischen Behörden einen Architekturwettbewerb für dieses gleichermaßen reizvolle wie ambitionierte Projekt aus. Geplant war der Bau eines großen Opernhauses mitten im Herzen der Metropole, nur einen Steinwurf entfernt von der Verbotenen Stadt und dem Tien-an-men-Platz. Der französische Architekt Paul Andreu erhielt den Zuschlag für den Entwurf einer großen Muschel, die wie ein schützender Baldachin in einem künstlichen See ruht. Der Zugang erfolgt von zwei Seiten durch einen gläsernen Tunnel unter dem Wasser: eine Insel der Kultur umgeben von einem Park. An seinem Ende erhebt sich ein goldglänzender Monolith. Dieser gigantische Zylinder – umhüllt von einem goldenen Schleier – birgt in seinem Inneren die Oper.

Symbolträchtiger Weg in eine magische Welt

Dieses als Perle von Peking gerühmte Prestigeobjekt beeindruckt schon alleine mit seinen Zahlen: Neben der Hauptbühne, die rund 2.500 Opernliebhabern Platz bietet, sind unter die gewaltige Titan-Glaskuppel noch zwei weitere Spielstätten mit insgesamt 3.200 Sitzplätzen integriert. Die rund 150.000 Quadratmeter große Grundfläche überspannt eine große Glaskuppel – 212 Meter in der Länge und 143 Meter in der Breite. Eine unterirdische, 44.678 Quadratmeter große Parkgarage bietet Stellfläche für 950 Autos und 1.420 Fahrräder. In der Mitte der riesigen Außenhaut aus Titan ist eine Verbundglas-Konstruktion. Hierdurch vermittelt die vordere Fassade den Eindruck eines sich öffnenden Vorhangs – Analogie zum Szenario: „Die Vorstellung beginnt!".

Paul Andreu interpretierte das "alte" Thema eines Weges, der die Theaterbesucher in eine abgeschiedene, magische Welt führt, neu. Eine gewölbte, metallische Hülle leuchtet im Dunkeln wie eine chinesische Laterna Magica und führt durch verschiedene goldfarbene Schleier im Inneren zum mit Rotholz verkleideten Konzertsaal. So entsteht eine zauberhafte Abfolge von Atmosphären und symbolischen Szenerien, die gerade im asiatischen Raum von großer kultureller Bedeutung sind. Bis hin zur Auswahl der durchgängig verwendeten Farben – Rot und Gelb – wurde hier nichts dem Zufall oder freikünstlerischer Willkür überlassen. Denn, so die chinesische Philosophie: "Wenn Glück (Rot) und Macht (Gelb) zusammenkommen, ist der Erfolg nicht aufzuhalten".

Fünf Jahre im Dienste der Oper

2001 wurde die GKD – Gebr. Kufferath AG, weltweit führender Hersteller anspruchsvoller Gewebe aus Metallen und Kunststoff mit eigener Produktion in China, in das Projekt eingebunden, 2004 der Auftrag an das Familienunternehmen konkret erteilt. Die Aufgabe umfasste die komplette Verkleidung der innen liegenden Fassade und Säulen der Oper mit Gewebe. Angesichts der Einzelmaße der Fassadenpaneelen und der gestalterischen Vorgaben an das Material eine vielschichtige Herausforderung. Neben der Entwicklung eines neuartigen Produktes und geeigneter Fertigungsverfahren galt es auch, ein ausgeklügeltes Logistikkonzept bis hin zur Montage durch vom Bauherrn empfohlene chinesische Montagefirmen zu leisten. In Beantwortung der Vorgaben des Architekten entwickelte GKD für die Oper Peking das neuartige Mischgewebe Xinghai – benannt nach einem berühmten chinesischen Opernsänger – aus in zwei verschiedenen Goldtönen eloxiertem Aluminiumdraht und kaum sichtbaren Edelstahlseilen. Die Drähte der Fassadenpaneele wurden in einem Spezialverfahren in zufälliger Farbkombination miteinander verwoben. Trotz der führenden Produktionstechnologie der Weberei eine Herkulesaufgabe, galt es doch, den vorgeschriebenen, zufälligen Farbenmix der Aluminiumdrähte für die gesamte Fläche zu realisieren. Auch die anschließende Verschiffung, Montageverantwortung und Abstimmung mit unzähligen anderen Gewerken in China, Frankreich und Deutschland oblag GKD. Hinzu kam die Verkleidung der 123 Säulen – jede bis zu 9,40 Meter hoch und 4 Meter im Durchmesser dick – mit Edelstahlgewebe vom Typ Baltic. Abweichend vom Standard wurde vom Architekten hier ein 2,5 Millimeter dicker Schussdraht gewählt. Dieses Gewebe wurde vor Ort ebenso wie die darunter liegenden Säulen dunkelgrau lackiert.

Souveräne Symbiose: fernöstliche Tradition – westliches Know-how

Die außergewöhnliche Ästhetik des Metallgewebes gab sicher den ersten Impuls für den Einsatz bei diesem nicht nur für China wegweisenden Projekt: Die insgesamt 5.400 Quadratmeter großen Paneelen wirken wie ein Schleier, der die dahinter stattfindende Aufführung und ihre Besucher schützt. Hinter der goldfarbenen Fassade der Wandelgänge sind die Menschen schemenhaft sichtbar. Doch die mattgolden schimmernde Hülle besticht außer durch optische Faszination durch ihre besondere Funktionalität. Als nicht brennbare Absturzsicherung, die Zugigkeit und Geräuschpegel mindert, aber optimale Luftzirkulation ermöglicht, vereint sie Offenheit und Schutz in geradezu selbstverständlich anmutender Souveränität.

160 Paneelen mit Längen bis zu 10 Meter und 6,70 Meter Breite wurden hierfür montiert. Dank der bestehenden Betonkonstruktion war keine gesonderte und aufwendig zu entwickelnde Unterkonstruktion notwendig. Die bereits in einer Vielzahl von Projekten bewährte Befestigung mit in das Gewebe eingeschobenen Rundstangen konnte auch hier erfolgreich eingesetzt werden. Ein Supervisor von GKD trainierte hierfür vorab den Montagetrupp vor Ort drei Wochen lang.

Architektonisch ist das Bauwerk eine beeindruckende Symbiose zwischen fernöstlicher Tradition und westlichem Know-how – auch dank der GKD – Gebr. Kufferath AG und ihrer inspirierenden Metallgewebe.

© GKD

Infos

  • Beijing, China
  • Ursula Herrling-Tusch

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